Geschlecht und Sprache? Frauenkrise - Frauenkraft

Wir sind der Biologie nicht ohnmächtig ausgeliefert, aber wir sind von ihr auch nicht unabhängig. Wir sind Teil der Natur, also biologische Wesen, die in einem biologischen Gesamtzusammenhang Einfluss nehmen können, auf uns selbst und unsere Umgebung. So oder so.

 

Die Sorge und um die Kranken, Alten und die Kinder tragen vor allem Frauen. Sie arbeiten in den Altenheimen, als Erzieherinnen oder kümmern sich zu Hause um die Alten und die home-school-Kinder. Sie pflegen die Kranken und engagieren sich ehrenamtlich. Damit meine ich nicht ausschließlich biologische Frauen, es können auch Männer sein oder queere Menschen, aber ich schätze zu 70-90 Prozent sind es biologische Frauen die diese Arbeit tätigen.

 

Es ist nicht so einfach mit Geschlecht und Sprache. Wenn ich konsequent Pfleger*innen schreibe dann sind alle integriert, die weiblichen, die männlichen und die *diversen Pflegenden. Das Problem ist, es verschwindet dann das sprachliche Bewusstsein dafür, dass es eben zum größten Teil Frauen sind. Wenn ich von Müttern schreibe, die unter der doppelt und dreifach Belastung von Lohn-, Haushalts- und Care-Arbeit zusammenbrechen, dann diskriminiere ich die Väter, die das auch tun; aber wenn ich von Eltern schreibe gibt es die Realität auch nicht so richtig wieder, weil es eben hauptsächlich Mütter tun. Ich finde es gibt dafür keine perfekte Lösung, deswegen bitte ich um Nachsicht wenn ich es mal so und mal so mache.

 

Mehrfach wurde im Zuge der Coronakrise bemängelt, dass nur bestimmte wissenschaftliche Experten beratend mit einbezogen wurden. Sehe ich auch so. Allerdings würde ich mir wünschen dass nicht nur mehr Soziolog*innen, Pyscholog*innen, Pädagog*innen angemessenen Einfluss bekommen, sondern auch diejenigen die die praktische Arbeit tun.

Die klugen Worte der Experten, auch der Expertinnen, sind Schall und Rauch wenn sie nicht mit praktischem Tun verbunden werden. Dieses praktische Tun wird oft gar nicht oder geringfügig bezahlt und vor allem werden die Tätigen, meist Frauen, nicht mit einbezogen in die Diskussionen und Entscheidungen. Statt Virologen, Mediziner, Wirtschaftswissenschaftler, mal ein Forum für Pflegerinnen, Arzthelferinnen (schon mal einen männlichen Arzthelfer getroffen?), Verkäuferinnen, Erzieherinnen.

 

Die Erde, la tierra ist weiblich, sprachlich und auch vom Verständnis. Frauen als Besitz und die Erdoberfläche als Besitz zu vereinnahmen geht kulturgeschichtlich miteinander einher. Ebenso die Verachtung der Körperlichkeit die den Frauen zugeordnet wurde. Sexualität ist dreckig und die Erde ist auch dreckig, deswegen kann mann damit machen was mann will. Die weibliche Kraft wird seit vielen hunderten, tausenden Jahren, ganz sicher seit den Hexenverbrennungen gewalttätig bekämpft. Ganzheitliches Wissen und Tun wurde vernichtet. Etabliert wurde die Trennung von Körper und Geist, Wissenschaft und Religion, denken und handeln, Mann und Frau (...) Erde und Himmel.

 

Zu Wert erklärt wurde analytisches Denken, rational, sachlich, vermeintlich völlig unabhängig von der eigenen persönlichen Geschichte und Betroffenheit, vermeintlich unabhängig von den eigenen Privilegien und Interessen, lange Zeit den Männern vorbehalten.

 

Mit der Coronakrise hat die diese Art zu denken und zu herrschen ihren Höhepunkt erreicht. Momentan erleben wir das letzte Aufbäumen der Vorherrschaft des Sach-Intellekts. Doch der Turm bekommt Risse. Höhepunkt bedeutet der Zenit wurde bereits überschritten, ab jetzt kippt es. Was nicht heißt, jegliches analytisches Denken über Bord zu werfen, sondern zu integrieren in spiralförmiges Denken, in Zusammenhängen.

 

Um unseren Planeten, die Erde für uns Menschen zu erhalten muss die Natur, Körperlichkeit, praktisches Tun in Verbindung  und Gleichgewicht mit menschlichem Intellekt gebracht werden.

 

In diesem Sinne ist es die, nach wie vor missachtete, weibliche Kraft die diese Krise bewältigen hilft und darüber hinaus ist sie die Basis für eine grundlegende positive Transformation. Damit sind nicht ausschließlich biologische Frauen gemeint.