
Freie Fahrt für freie Bürger bis der Arzt geht.
Die Luftqualität in Hamburg war oft vergleichsweise gut, also im Vergleich mit anderen europäischen Großstädten, wegen der Elbe und dem Wind. Ein alter Freund aus Berlin sagte früher, wenn er in Hamburg zu Besuch war, er ist gekommen um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Tiempos pasados.
Momentan gehört Hamburg zu den Regionen mit extrem schlechter Luftqualität, besonders die Feinstaubbelastung ist so hoch, dass gesundheitsgefährdeten Menschen angeraten wird zuhause zu bleiben. Naja, kennen wir ja von den harten Corona -Zeiten, dass Kinder nicht draussen spielen dürfen. Warum auch den individuellen Automobilverkehr einschränken, das wäre ja Freiheitsbeschränkung. Schifffahrt schon garnicht. Wirtschaft first, das hat Bürgermeister Tschentscher, obwohl selbst Mediziner, immer vertreten. Und die Grenzwerte für Luftverschmutzung lassen sich ja hoch setzen. Das verstößt dann vielleicht gegen EU-Recht und wissenschaftliche Erkenntnisse, aber Hauptsache die Wirtschaft brummt und freie Fahrt ist gewährleistet. Wenn dann auch die ein oder andere Kinderlunge brummt und die Bronchen spucken - Pech gehabt. Sollen sie mit der Familie halt in den Speckgürtel ziehen und dann schön mit dem Auto zur Arbeit in die Stadt fahren. Die Kinder können sie dann gleich auch mit dem Auto zur Kita oder zur Schule bringen (wobei die Luft in den Autos i.d.R. auch nciht die Beste ist) . Meine Nachbarn haben es abgelehnt ihr Kind in die fuss- und fahrradläufige Kita um die Ecke zu geben, denn der Garten dieser Kita liegt an einer Straße. Stattdessen haben sie es bei einer Kita einige Kilometer entfernt angemeldet. Dann sind sie täglich genau am dem Garten der anderen Kita vorbei gefahren (um ihr Kind zur entfernteren Kita zu bringen). Egoismus pur, Hauptsache das eigene Kind atmet frische Luft.
Ob Freaks, Anthroprosophen oder Durchschnittsmenschen, die allermeisten halten es für ihr gutes Recht motorisierte Gewalt auszuüben. Selbst wenn es gute andere Möglichkeiten gibt*, es ist doch einfach bequemer als mit Fahrrad, Bus oder gar zu Fuß und sicherer ist es auch, zumindest für diejenigen die im Auto sitzen. Jährlich über 400 Tote zu-Fuß-Gehende oder Rad-Fahrende durch Verkehrs-Unfälle ...selber schuld, sie hätten ja Auto fahren können (also voraussgesetzt, dass sie es sich leisten können).
Feinstaub und Luftverschmutzung verursachen weltweit mehr als 4,5 Millionen vorzeitige Todesfälle (so die Weltwetterorganisation in ihrem jährlichen Bericht über Luftverschmutzung), das scheint billigend in Kauf genommen zu werden. Es ist gesellschaftlicher Konsens das individueller Automobilverkehr Vorfahrt hat. Wer das in Frage stellt, es sogar wagt sich diesem Wahnsinn in den Weg zu setzten, wie wir "Klimakleber", wird beschimpft, verprügelt und selbstverständlich verurteilt. Denn das ist ja dann Nötigung, wenn Menschen bei ihrer Fahrt mit dem Auto blockiert werden. Selbst wenn es dem höheren Zweck dient Leute darauf hinzuweisen, dass wir als Menschheitsfamilie grade ein existentielles Problem (Erderhitzung) haben. Ein Problem welches durch den individuellen Automobilverkehr verschärft wird, wofür zwar der Einzelne nur begrenzt verantwortlich gemacht werden kann, aber es doch nötig ist daran etwas zu verändern. Vor allem durch politischen Maßnahmen wie den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, der Fahrradinfrastruktur, Tempolimit's und ja (!) einer Verringerung des Raumes der den Auto's zur Verfügung gestellt wird.
Paris macht es vor, mit der Bürgermeisterin Anne Hilgado (https://www.oekom.de/beitrag/die-15-minuten-stadt-in-paris-gehen-sicherheit-und-klimaschutz-hand-in-hand-534). Im rot-grün
regierten Hamburg sind wir da leider weit von entfernt. Daher müssen die Kinder hier weiter husten, trotz ärztlichem Bürgermeister.
Freie Fahrt für freie Bürger bis der Arzt geht.
*Was nicht immer der Fall ist, es gibt sicher Menschen für die es tatsächlich schwierig ist das regelmäßige Auto-fahren einzuschränken, allerdings dient die verkehrte Verkehrspolitik auch gerne als Rechtfertigung. Alle haben Verantwortung.